Erst im Februar 1977 begriff die Polizei von New York, was wirklich Sache war. Zu diesem Zeitpunkt streifte bereits seit einem halben Jahr ein durchgeknallter Psychopath durch die Straßen ihrer Stadt. Keiner von der üblichen Sorte, der bloß wirres Zeug vor sich hinbrabbelte und Touristen erschreckte. Dieser Irre war anders. Er brachte Menschen um. Knallte sie einfach über den Haufen. Und zwar reihenweise. Mal in der Bronx, mal in Brooklyn oder Queens. Man konnte nicht vorhersagen, wo er das nächste Mal zuschlug.
Niemand war bisher ein Zusammenhang zwischen diesen Verbrechen aufgefallen, obgleich der Unbekannte bereits acht Opfer attackiert hatte, von denen zwei gestorben waren. Aber wie auch? Zwischen den Opfern gab es keinerlei Verbindungen. Die Polizei konnte nur mutmaßen, dass es der Täter in erster Linie auf junge Liebespärchen abgesehen hatte. Und dass es sich bei dem Phantom um einen einzelnen Mann handelte. Einen Mann, der nachts plötzlich aus einem dunklen Schatten hervortrat und willkürlich Menschen auf offener Straße umbrachte. Dieser Killer war der fleischgewordene Albtraum jedes Großstadtdschungels.
In den folgenden Wochen trudelten bei Polizei und Presse zudem noch Briefe ein, die eindeutig vom Mörder stammten. »Hallo aus den Rinnsteinen von New York City, die von Hundekot, Erbrochenem, schalem Wein, Urin und Blut überquellen«, begrüßte der Serienkiller sein Publikum und verpasste sich gleich einen griffigen Namen: »Son of Sam«. Sam dürste es nach Blut. Menschenblut. Sam sei ungeheuer durstig. Geradezu unersättlich. Und er, der »Son of Sam«, sei dazu auserkoren, diesen Durst zu stillen. Also genau die Dosis an völlig übergeschnapptem Psychogequatsche mit einem Schuss Edgar Allan Poe, die eine Stadt wie New York komplett austicken ließ.
Normalerweise erfuhr die Öffentlichkeit von einem Verbrechen, nachdem es bereits geschehen war. Im Fall vom »Son of Sam« lief die Sache andersherum. Er kündigte weitere Morde an. Und er hielt Wort. Tausende New Yorker Frauen schnitten sich daraufhin die Haare ab oder trugen blonde Perücken, weil alle bisherigen Opfer dunkles, langes Haar hatten. Das Nachtleben kam praktisch zum Erliegen, Diskotheken und Bars waren über Monate verwaist. Eine Millionenstadt war starr vor Angst.
Doch dann brachte der Sommer eine brutale Hitzewelle mit Temperaturen, die wochenlang zwischen 30 und 40 Grad Celsius pendelten. Den New Yorkern blieb nur die Wahl zwischen Pest oder Cholera. Blieben sie in ihren dampfend heißen Apartments, kippten sie wie die Fliegen um. Gingen sie vor die Tür, wartete ein irrer Serienkiller auf ihren Skalp. Auf dem Höhepunkt der Hitzewelle fiel Mitte Juli in der gesamten Stadt der Strom für 24 Stunden aus. Der Wahnsinn war in jenen Tagen für jeden greifbar. Dieser Sommer 1977 ging als »Summer of Sam« in die Geschichtsbücher der Metropole am Hudson River ein.
Mit diesem neuen Projekt – Arbeitstitel: Dämonisch – beschäftige ich mich gerade. Ich hoffe, dass ich das Buch noch in diesem Sommer veröffentlichten kann. Wer bisher noch nichts vom „Son of Sam“ David Berkowitz gehört haben sollte, kann auf meiner zweiten Seite True Crime unlimited einen Vorgeschmack auf die Geschichte bekommen. Dort habe ich eine ausführliche Zusammenfassung dieses Falls geschrieben. Handelt sich aber noch nicht um eine Kostprobe aus dem Roman, die wird man in naher Zukunft hier auf dieser Seite finden können.
Das Projekt „Der Fotograf“ über den Serienmörder Rodney Alcala, welches ich im Frühjahr angekündigt hatte, habe ich bis auf weiteres auf Eis gelegt. Mit der Geschichte bin ich schlichtweg noch nicht zufrieden. Sollte Sie der Fall jedoch interessieren – auch über Rodney Alcala habe ich einen recht ausführlichen Artikel fertiggestellt, der rund 20 Kapitel umfasst.
Gleiches gilt für Ted Bundy, ein weiteres großes Projekt an dem ich in diesem Jahr am arbeiten bin – quasi ein erste Vorstudie.
Spannende Lektüre wünscht
Richard Deis