Green River Killer

Der Green River Killer tritt erstmals im Sommer 1982 in Erscheinung. Im Juli und August dieses Jahres findet die Polizei in einem Fluss bei Seattle fünf Leichen. Da der Fluss Green River heißt, haben die Medien schnell einen Namen für den Täter gefunden. Die Bezeichnung Green River Killer bleibt an dem mysteriösen Serienmörder haften, obwohl der Fluss in den kommenden Jahren keine Rolle mehr in dem Fall spielt. Denn der Fund der fünf Leichname ist nur der Auftakt zu einer unheimlichen Mordserie. Bei den Opfern des Green River Killer handelt es sich um blutjunge Anhalterinnen, Ausreißerinnen, Prostituierte, fast alle zwischen sechzehn und zwanzig Jahre alt. Die meisten Frauen verschwinden vom sogenannten Sea-Tac Strip, einem Highway, der entlang der Rotlichtmeile am Flughafen führt. Der Fall entwickelt sich zur aufwändigsten Morduntersuchung in der Geschichte der USA. Der Green River Killer bleibt jedoch ein Phantom.

Denn trotz fieberhafter Ermittlungen schlägt der Green River Killer, wie ihn die Medien taufen, wieder und wieder zu. Nichts und niemand scheint ihn aufhalten zu können. Am Ende tötet er mehr Menschen als jeder andere amerikanische Serienmörder. Den Kriminalbeamten ist nur eines klar: Der Mörder muss aus der Gegend stammen. Er weiß sich auf dem Strip zu bewegen, ohne jemandem aufzufallen. Er kennt die abgelegenen Wälder des King County, wo er die Leichen seiner Opfer verscharrt. Bis die Polizei das Geheimnis um die Identität des Green River Killers endlich lüftet, werden zwanzig Jahre vergehen.

Der Schauplatz der Handlung

Ausgerechnet Seattle. Der Green River Killer wütet in einer der aufstrebendsten Metropolen der USA. Während des Goldrauschs Ende des 19. Jahrhunderts gegründet, gilt die Stadt in den letzten drei Jahrzehnten als die Boomtown schlechthin. Die weltweit bekannten Konzerne Boeing, Microsoft, Nike, Amazon, Starbucks, UPS, Weyerhaeuser und Nordstrom haben hier ihre Heimat. Das kommt nicht von ungefähr. Seattle ist von einer extremen Leistungskultur geprägt. Das Credo heißt: Eine gute Idee haben, sie mit vollem Risiko umsetzen, den größtmöglichen Claim abstecken und alle Mitbewerber aggressiv aus dem Feld räumen.

Schauplatz der Mordserie des Green River Killer: Die Skyline von Seattle mit dem Mount Rainier im Hintergrund Quelle/Urheber: Wikipedia/Daniel Schwen, 2010
Schauplatz der Mordserie: Die Skyline von Seattle mit dem Mount Rainier im Hintergrund
Quelle/Urheber: Wikipedia/Daniel Schwen, 2010

Wo viel Licht, da auch viel Schatten, lautet eine alte Beleuchterweisheit. In Seattle finden sich die Schattenseiten auf dem Sea-Tac Strip entlang des Flughafens, wo sich die Absteigen, Kaschemmen und Spielklubs dicht an dicht drängen. In den 1980er Jahren gehen hier Tausende junger Ausreißerinnen auf den Straßenstrich. Die meisten von ihnen sind drogenabhängig und aus kaputten Familien hierher geflüchtet. In ihrem Schlepptau führen sie Drogendealer und Zuhälter mit sich. Auf den Straßen bedienen sie die vermeintlichen Gewinner der Leistungskultur: Touristen, Geschäftsreisende, Schichtarbeiter der Konzerne. Sie streunen vereinsamt in der anonymen Großstadt umher und erkaufen sich auf der Suche nach etwas menschlicher Wärme schnellen Sex. Das Prinzip der Drive-in- und Fast-Food-Gesellschaft. Und der perfekte Jagdgrund für den Green River Killer.

Während der Täter mordet, frisst Seattle unablässig Schneisen in die imposante Idylle hinein, welche die Metropole umgibt. Boeing braucht weitere Fertigungshallen. Der Flughafen neue Landebahnen. Fortschritt kennt immer einen Grund. Rund um den Airport werden komplette Wohnviertel planiert, um den Bedarf zu befriedigen. Auf den Brachen trifft der Green River Killer seine Opfer. Auf den illegalen Müllkippen, die rings um den Ballungsraum die abgeschiedene Natur verschandeln, deponiert er ihre Leichen.

Zehn Jahre nach Beginn der Mordserie sorgt das gewaltige Wachstum der Firma Microsoft dafür, dass Tausende junger Familien in der Umgebung von Seattle neue Häuser suchen. Rund um den Strip gibt es günstiges Bauland in Hülle und Fülle. Netter Nebeneffekt: Dadurch verschwinden endlich die alten Schandflecke, wo einst der Green-River-Mörder wütete und seine Opfer verscharrte. Diese neureichen Computer-Kids kommen doch von sonst woher. Die wissen ja gar nicht, auf was für einem Grund sie sich da niederlassen. Vielleicht erlebt der ein oder andere dieser neuen Hausbesitzer eines Tages bei der Gartenarbeit eine böse Überraschung, wenn sich in der Gartenharke einige menschliche Knochen verhaken. Aber heh – that’s the american way of life. Ein paar Knochen und etwas Gewalt gehören zur Geschichte dieses großartigen Landes einfach dazu. Das können diese naseweisen Kids gar nicht früh genug lernen.

Weitere Infos Zum Green River Killer

Ich habe auf den folgenden Seiten weitere Informationen zu dem Fall Green River Killer zusammengestellt::

  • Opfer: Wer waren die Opfer des Green River Killer? Eine Übersicht mit Bildern.
  • Orte: Die realen Schauplätze. Wo verschwanden die Frauen? Wo fand man ihre Leichen? Wo waren die einschlägigen Bars und Motels auf dem Strip? Wo lebte und arbeitete der Green River Killer?
  • Videos: Dokumentationen und Spielfilme, die sich mit dem Fall Green River Killer beschäftigen.
  • Menschenjagd: Im Dezember 1988 strahlte das US-Fernsehen eine Sendung unter dem Titel »Manhunt live« aus. Dabei handelt es sich um eine Art amerikanisches »Aktenzeichen XY ungelöst«. Gesucht: der Green River Killer. Ein zwanzigminütiger Ausschnitt aus der Originalsendung mit Patrick Duffy als Moderator (besser bekannt als Bobby Ewing aus der Serie »Dallas«).
  • Das Buch: Mehr Informationen über den Tatsachenroman „Todesmeile“ über die zwanzig Jahre währende Jagd nach dem Green River Killer.

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